Freitag, 7. Februar 2014



Königshof Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg bringen es mit sich, dass Münchens Zentrum bisweilen mit recht ungewöhnlichen Gegensätzen aufwartet. So wird der Stachus auf der einen Seite von Gabriel von Seidls Rondell bestimmt, auf der anderen Seite von Friedrich von Thiersch‘ Justizpalast, Theo Pabst 50er-Jahre Kaufhof – sowie dem Hotel Königshof. Rein äußerlich würde man nicht unbedingt vermuten, dass das zur Gruppe Geisel Privathotels gehörende Haus den Anspruch erhebt, zu den weltweit führenden Hotels zu gehören: Der Königshof präsentiert sich als weitgehend schmuckloser Kubus mit charakteristischen 70er-Jahre-Formen sowie einigen historisierenden Fassadenversatzstücken.

Beschäftigt man sich jedoch etwas näher mit der Geschichte des Hauses, stößt man auf eine Art gebaute Babuschka-Puppe: In seiner Kernsubstanz handelt es sich beim Könighof noch immer um einen Bau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie bei Wikipedia nachzulesen, entstand um 1866 aus dem Privathaus des Architekten Gustav Vorherr das Hotel Bellevue, das rund um den Ersten Weltkrieg in Könighof umbenannt wurde. Nach Kriegszerstörungen wurde das Haus 1955 in vereinfachter Kubus-Form wiederaufgebaut. Vor den Olympischen Spielen brachte eine Generalrenovierung 1970 den Königshof in seine heutige Form. Für die Innenausstattung zeichnete damals der Einrichtungs-Star Siegward Graf Pilati verantwortlich, der Name des für das äußere Erscheinungsbild verantwortlichen Architekten ist angefragt.

Heute ist man bei Geisel Privathotels mit der Architektur des Königshofs nicht mehr richtig glücklich und plant deshalb einen Neubau. Ein Architekturwettbewerb prämierte 2013 die Entwürfe der Büros Wandel Hoefer Lorch, Sauerbruch Hutton und Nieto Sobejano. So richtig begeistern – und der städtebaulichen Bedeutung des Münchner Stachus gerechtwerden – vermag keiner der Entwürfe. Da verwundert es nicht, dass in Architektur-Foren bereits die Forderung nach einer Rekonstruktion der Fassade von 1866 auftaucht. Ziemlich außen vor bleibt dagegen die Wertschätzung des Ist-Zustands: Dieser mag zwar kein herausragendes, unbedingt bewahrenswertes Baudenkmal darstellen, hat mit spacigen Fenstern, Ladenzeile und klarer Schlichtheit aber durchaus seinen Reiz.








Der Königshof zu Anfang des Jahrhunderts und in den 50er Jahren

http://architekturwettbewerb-koenigshof.de/

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