Donnerstag, 17. Januar 2013



Theresienhöhe Bereits die erste Station meiner Stadterkundung im Zeichen von münchen modern hat nicht unbedingt die beste Nachrede: Bei dem Wohnkomplex Theresienhöhe handele es sich um „eine riesige Wohnmaschine, vierundzwanzigstöckig (und aus Beton) auf den sanft ansteigenden Hügel der Schwanthalerhöhe geklotzt“, die „diesem Stadtviertel buchstäblich das Genick gebrochen hat“, schreibt Helmut Dietl im Vorwort zu Patrick Süskinds Drehbuch zum „Monaco Franze“.

Das mit den 24 Stockwerken ist zwar leicht übertrieben (mehr als 13 habe ich nicht gezählt), doch ist klar, dass die Theresienhöhe gewaltige Ausmaße besitzt: Die überbaute Fläche dürfte um die 50.000 qm betragen (das entspricht mehr als fünf Fußballfeldern). Dabei beinhaltet die Theresienhöhe vier Wohnhochhäuser, ein Hotel, zwei Kaufhäuser sowie eine Großgaststätte. Verantwortlich für den Baukomplex zeichnet der Münchner Architekt Fred Angerer. Im Rahmen von münchen modern dürfte der Name noch öfters auftauchen, mir ist Angerer bereits bei meinem „München ‘72“-Projekt als Miturheber von Olympia-Pressestadt und -Einkaufszentrum begegnet. Die frühen 70er Jahren zählten ohnehin zu einer Hauptphase in Angerers Schaffen. So wurde auch die Theresienhöhe im Olympiajahr 1972 fertiggestellt.

Dafür, sich noch heute mit dem Bauwerk auseinanderzusetzen, qualifiziert sich Angerers Theresienhöhe, da es sich bei dem Komplex um einen für die damalige Zeit typisch umfassend angelegten Entwurf handelt: Die bereits erwähnten Kaufhaus- und Gastronomiebauten fungieren dabei als Fundament für die daraus hervorwachsenden Hochhäuser. Die sich zwischen den Wohnbauten erstreckende Terrassenfläche ist dabei als erhöhte Parklandschaft mit Erholungsflächen und Spielplätzen angelegt. Ähnlich dem Olympischen Dorf entsteht so ein autofreies Biotop mitten innerhalb der Großstadt.

Allerdings scheint Angerers zukunftsgerichtetes Konzept nur bedingt zu funktionieren. Zwar sind die Gebäude der Theresienhöhe durchgehend gut in Schuss und sorgen Saturn und XXXLutz für eine hohe Frequenz in den zugehörigen Kaufhausbereichen. Dennoch wirken Gemeinschaftsflächen wie die Dachgärten und Durchgangspassagen heute eher verwaist. Zudem haben sowohl XXXLutz wie auch die Großgaststätte Pschorr Keller inzwischen mit harmonisierenden Umbauten den konsequent modernen Charakter der brutalistischen Anlage geschwächt. Die Theresienhöhe wirkt damit als Indiz dafür, dass das faszinierend geschlossene Konzept der Wohnmaschine von ihren Benutzern und Bewohnern nur bedingt angenommen wird.


Die Theresienhöhe in der Luftansicht von Google Maps

Blick vom südlichen Wohnturm in Richtung Norden


Über den Dächern des Viertels wachsen die Wohnhochhäuser aus der Dachterasse empor


Ansicht von der Schiessstättstraße / Eingang zur Passage (ehemaliger Pschorr Keller)


Ansicht von Osten: Zwei der vier Wohnblöcke mit vorgelagertem Bürogebäude und Großgaststätte


Detailansicht: Die Wohnblöcke weisen eine unterschiedliche Fassadengestaltung auf


Fließende Stahlbetonformen im südlichen Parkhaus


70s-Feeling: Glasziegelbänder durchziehen die Passagen


Elliptische Formen in der Passage / Hauseingang

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