Montag, 7. Juli 2014



IGA Die Internationale Gartenbauausstellung, kurz: IGA, ist ein Kuriosum: Zwar handelt es sich um eine vom Weltausstellungsverband BIE ausgeschriebene internationale Veranstaltung, doch findet die IGA in zehnjährlichem Rhythmus nur in Deutschland statt. Die Münchner IGA im heutigen Westpark öffnete von 28. April bis 9. Oktober 1983 ihre Tore. Ich erinnere mich noch selbst an die gigantische Baugrube, in welcher das IGA-Gelände entstand. Wikipedia-Informationen soll es sich bei dem Areal zuvor um das Betriebsgelände eines Bauunternehmens sowie unbebautes Brachland gehandelt haben – eine Vorstellung, die einem anhand der dichten Bebauung rund um den Westpark heute ziemlich absurd vorkommt.

Gestaltet wurde das IGA-Gelände nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Peter Kluska aus dem Jahr 1977. Kluska hatte es sich zum Ziel gesetzt, „einen vom Lärm der Großstadt abgeschirmten Talraum im Charakter der Voralpenlandschaft zu schaffen, in den der Besucher eintauchen und von dessen künstlich aufgeschütteten, Moränen gleichenden Hügeln aus er die Stadtkulisse und das Alpenpanorama sehen kann“. Zum Zeitpunkt der IGA-Eröffnung wurde Kluskas Landschaftsschöpfung von der SZ als „vielfältig gebrochenes Echo der populären Münchner Olympia-Landschaft“ bezeichnet. Für mich ist das IGA-Gelände schlicht die schönste Parkanlage Münchens – noch vor Günther Grzimeks Olympiapark.

Die IGA kann durchaus als Plädoyer für den Sinn von infrastrukturschaffenden Großanlässen verstanden werden. Die Gartenbauausstellung führte auch an ihrer Peripherie zu verschiedensten Bau- und Entwicklungsmaßnahmen: Die U-Bahnlinie U6 wurde bis an das IGA-Gelände verlängert, es entstand am Heimeranplatz der Großbau des heutigen Sheraton-Hotels, der Architekt Jürgen von Gagern errichtete als Weiterführung seiner Münchner Wohnanlagen Amalienpassage und Kurfürstenhof eine an den Park angrenzende Sozialsiedlung und auch auf dem IGA-Gelände wurde rege gebaut – von den verschiedenen Gastronomieeinrichtungen bis zu Friedensreich Hundertwassers im Maßstab 1:20 ausgeführten Modell für ein „Hoch-Wiesen-Haus“.

Was die IGA für mich zu einem Pflichtkandidaten für münchen modern macht, ist der gebaute Zeitgeist der die Anlage durchweht. Der Park funktioniert als Park, ist aber auch ein wunderschönes Anschauungsbeispiel für den Geist der gebauten Postmoderne. Landschaft, Bauten und Kunstmäler sind eindeutig modern, aber eben in einer das kubenförmige Bauen in Beton der 60er und 70er Jahre überwindenden Form. Vieles ist geschwungen auf dem IGA-Gelände, Holz und Glas spielen als Materialien wichtige Rollen, spielerische Flexibilität ersetzt Monumentalität und Emotion siegt über Nüchternheit. Das Ergebnis ist eine baukünstlerische Schöpfung, in der man sich – anders als so oft in diesem Buch – wohlfühlt und gerne immer wieder verweilt.










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