Beck-Kaufhaus Laim Wenn man wie der Verfasser dieses Blogs in den 70er/80er Jahren aufgewachsen
ist, wird die Beschäftigung mit der Nachkriegsmoderne unweigerlich auch zur
Reise in die eigene Kindheit. Das möge auch als Erklärung für diesen Beitrag
zum ehemaligen Kaufhaus Beck in Laim dienen, denn architektonisch zählt der Bau
sicherlich nicht zur Crème de la Crème der Münchner Moderne. Die zeitweilige
Filiale des Modehändlers Ludwig Beck kämpft vielmehr mit dem gleichen Dilemma wie
viele Kaufhausbauten der alten Bundesrepublik: Das „form follows function“-Paradigma
legte eigentlich den Bau einer fensterlosen Black Box nahe. Gleichzeitig erforderte
das Bedürfnis der Kaufhausbetreiber nach Außenwirkung ein gewisses Maß an
architektonischen Showeffekten.
Im Falle des mit hellbraunen Backsteinen verkleideten
Beck-Kaufhauses wurde dieser durch den reliefartig in die Fassade integrierten
Firmennamen, auffallende Erker sowie ein umlaufendes Betonband als
Dachabschluss erzielt. Nicht vergessen werden darf auch ein entfernt an einen
U-Boot-Turm erinnernder, skulpturaler Luftabzug aus Sichtbeton. Ende der 70er
Jahre wurde das Erdgeschoss des Kaufhauses zudem mit einer dunkelgrün
gehaltenen Verblendung versehen, was für zusätzlichen Zeit-Appeal sorgte. In der
Kindheitserinnerung des Verfassers nimmt das Beck-Kaufhaus durchaus eine
besondere Rolle ein, was neben dem auffälligen Äußerem wohl auf das
Wechselspiel von Rolltreppen und Stiegen mit einer Halbgeschosseinteilung im
Inneren zurückzuführen war.
Für alle Nicht-Laimer, die sich fragen, warum immer in der
Vergangenheit von dem Kaufhaus geredet wird, hier ein kurzer Blick auf die
Historie: Fertiggestellt wurde der Bau 1968 nach Plänen von Peter Miller, einem
„Nachfahren von Oskar von Miller“, wie man bei der Pressestelle von Ludwig Beck
weiß. Viel mehr Informationen gibt es allerdings auch dort nicht, da das Haus
zwar im Auftrag des Modehändlers, aber von einem privaten Eigentümer errichtet
wurde. 1990 zog sich Ludwig Beck von dem Standort zurück und leitete damit die
nun schon ebensolang wie die Nutzungszeit andauernde „Karriere“ des Gebäudes als
moderne Ruine ein. 2001 übernahm die Immobilienunternehmerin Daniela Högl den asbestbelasteten
Bau und plante eine Zukunft des Hauses als Gewerbestandort. In diese Phase
fällt auch ein Entwurf des Architekturbüros WEP Effinger Partner, der einen
zeitgemäßen Umbau des Kaufhauses und eine Öffnung des Gebäudes zur Straße
vorsah. Gegen Ende des Jahrzehnts versanken alle Umbaupläne in einer Reihe von
Insolvenzen und fiel das erst halb fertiggestellte Bauwerk wieder in seinen
Dornröschenschlaf. Im Mai 2013 steht eine Versteigerung des ehemaligen
Beck-Kaufhauses an. Was danach geschieht, ist weiterhin völlig offen.
Die kuriose Geschichte des in einer vergleichsweise guten
Lage angesiedelten Kaufhausbaus wird von verschiedensten Wegbegleitern gesäumt.
Während
Anwohner
und Lokalmedien vom „Schandfleck vom Laim“ sprechen, trifft das Gebäude bei
Immobilienspekulanten und
abenteuerlustigen
Großstadt-Archäologen auf positivere Resonanz. Dennoch ist bemerkenswert,
dass das ehemalige Beck-Kaufhaus überhaupt noch steht. Nachdem der Zeitpunkt
für eine adäquate Nachnutzung schon lange verstrichen ist, wurden durch den
begonnenen Umbau Fakten geschaffen, die den originalen Charakter des Gebäudes –
insofern erhaltenswert – tiefgreifend verändert haben. Am ehesten steht der Bau
in seiner heutigen Form damit für den Strukturwandel im Handel an sich, der das
Konzept groß angelegter Kaufhäuser ohnehin zunehmend obsolet macht.
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Das Beck-Kaufhaus in Laim in einer Aufnahme von 1975 (Bild: Historischer Verein Laim) |
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1980 war das Ergeschoss bereits mit der Verblendung verkleidet (Bild: Historischer Verein Laim) |
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Die Kaufhaus-Ruine 2006, noch vor dem Umbau (Bild: Historischer Verein Laim) |
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Der Entwurf für den Umbau des ehemaligen Beck-Kaufhauses (Entwurf: WEP Effinger Partner) |
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Der heutige Zustand des Gebäudes, Frontansicht |
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Auffälliger Abluftkanal als Betonskulptur |
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In der Seitenansicht zeigt sich die monumentale Wirkung des Kaufhausgebäudes |
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