Persil-Schule
Eigentlich soll münchen modern ja
ausschließlich Gebäude präsentieren, die in den 60er, 70er und 80er Jahren
gebaut wurden. Die ehemalige Persil-Schule an der Landsberger Straße 150 wurde
dagegen bereits 1956 fertiggestellt. Doch gibt es für diesen Blogeintrag gute
Gründe: Zum einen wohne ich in unmittelbarer Nähe der Persil-Schule und zum
anderen hätte ich das Gebäude auf den ersten Blick nie in die 50er Jahre
verortet – viel zu spacig streckt sich das Obergeschoss des zweistöckigen Baus
der vielbefahrenen Landsberger Straße entgegen und auch der langjährige
Verwendungszweck als Musikfachgeschäft – als Teenager kaufte ich dort
Gitarrensaiten und Picks – ließ mich eher an die 70er Jahre denken.
Doch bereits ein Blick in den informativen
Wikipedia-Eintrag
zur Persil-Schule belehrt eines besseren: Der Haushaltswarenkonzern Henkel
errichtete das Gebäude in den Jahren 1954-56 im Rahmen der Vertriebs- und
Marketinganstrengungen für sein Waschmittel Persil. In insgesamt fünf deutschen
Städten dienten sogenannte Persil-Schulen der Qualifizierung der
Henkel-Handelsvertreter, aber auch der Unterrichtung von Wäschereien und
Hausfrauen im richtigen Umgang mit dem Waschmittel. Eine zeitgemäße Architektur
sollte zudem der Image-Bildung der Marke dienen. Aus heutiger Sicht wirkt die
Bewerbung eines Waschmittels durch eigens gebaute Schulungscenter auf den
ersten Blick eher kurios. Doch betrachtet man, mit welchem Aufwand
beispielsweise Apple in seinen Flagshipstores heute die Präsentation seiner
Produkte in einem markenstützenden Design-Umfeld betreibt, kann der
Düsseldorfer Henkel-Konzern in dieser Hinsicht auch ebenso gut als moderner
Vorreiter betrachtet werden. (Oder handelt es sich beim Konzept der
Flagship-Stores um einen Rückgriff auf die traditionelle, in Markengeschäften
betriebene Direktvermarktung?)
Die Münchner Persil-Schule wurde jedenfalls von der
Düsseldorfer Architektengemeinschaft
Ernst Petersen /
Walter Köngeter
geplant, die für den Henkel-Konzern auch viele weitere Firmenbauten,
Wohnsiedlungen und Persil-Schulen bauten. Das Gebäude an der Landsberger Straße
150 wird durch große, den Straßenverkehr wiederspiegelnde Fenster im zur Straße
auskragenden Obergeschoss geprägt sowie durch ein links neben der Gebäudemitte
angebrachtes Mosaik, in welchem das „H“ der Firma Henkel aufgenommen wird. Die
Henkel-Initiale prägt auch die verschränkte Glasfenster-Konstruktion an der
Rückseite der ehemaligen Persil-Schule. In erster Linie ist es aber die nach
oben gerichtete Winkelform, die das Gebäude auch heute noch zukunftsgerichtet
aussehen lässt und aus der umliegenden Straßenbebauung herauslöst.
Seit 1999 befindet sich die Persil-Schule unter Denkmalschutz
– ein Umstand, der dazu beitrug, dass das Gebäude auch in das 2004/05 rundherum
errichtete Bürogebäude der Direktion München der AOK Bayern integriert wurde.
Wie ein Beitrag in der Deutschen Bauzeitung (Ausgabe 12/2005) ausführt, wurde
eine echte historische Sanierung des Gebäudes zwar in mancher Hinsicht
verfehlt, doch wurde die Bausubstanz der Persil-Schule gesichert und diese einer
erneuten Nutzung als Schulungsgebäude zugeführt. Durch die umlaufende
mehrstöckige Einfassung hat sich die Gesamtwirkung der Persil-Schule zwar
deutlich verändert, dennoch darf die Einbindung in den neuen Gebäudekomplex als
erfreulicher Beitrag zur Bewahrung des modernen Bauerbes Münchens begrüßt
werden.
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Die Persil-Schule in all ihrer 50er-Jahre-Glorie (© Deusche Bauzeitung, 12/2005, S. 52) |
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Frontalansicht der ehemaligen Persil-Schule: klarer, reduzierter Baukörper mit Fassadenmosaik |
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Ansicht von Westen mit dem charakteristisch zur Straße auskragenden Obergeschoss |
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Die Glasfassade |
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Das Fassandemosaik nimmt das "H" der Firma Henkel als Gestaltungsmotiv auf |
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Der Winkelförmige Baukörper in der Seitenansicht |
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Rückansicht der Persil-Schule |
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Auch in den Fenstern der Gebäuderückseite wird das Henkel-H wiederaufgenommen |
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