Schweinchenbau
Ein bisschen später als geplant erscheint Beitrag #3 von
münchen modern über das Institutsgebäude der LMU an der
Leopoldstraße 13, aufgrund seiner Rosa Farbgebung im Volksmund besser bekannt
als „Schweinchenbau“. Dafür dass dieser Blogpost erst jetzt veröffentlicht
wird, sind Schwierigkeiten bei der Recherche verantwortlich: Teil der Idee von
münchen modern ist es, möglichst genaue
Informationen über das jeweilige Gebäude, die beteiligten Architekten und die
Baugeschichte bereitzustellen. Beim Schweinchenbau ist es mir jedoch bislang nicht
gelungen, den Namen des verantwortlichen Architekturbüros in Erfahrung zu
bringen. Für diese Problematik, die es in Zusammenhang mit
münchen modern sicherlich noch öfter geben wird, gilt es eine
Lösung zu finden. Gleichzeitig steht diese Informationslücke aber auch für den
prekären Status vieler Bauten der 60er, 70er und 80er Jahre: Man kennt
Behnisch‘ Olympiastadion
und
Karl Schwanzers
BMW-Hochhaus. Den in der gleichen Zeit entstandenen, das Münchner Stadtbild
prägendem Bauten von Architekten wie
Alexander von Branca,
Ernst Maria Lang
oder
Fred Angerer wird dagegen
bestenfalls mit Gleichgültigkeit, wenn nicht mit Ablehnung begegnet.
Natürlich handelt es sich dabei nicht immer um
architektonische Ausnahmeschöpfungen ersten Ranges, doch hat auch so mancher
Gebrauchsbau seine Qualitäten – wie auch das Beispiel Schweinchenbau zeigt. Wie
aus
Entwurfsskizzen
auf der Webseite des Immobilienunternehmens Peter Haupt hervorgeht, wurde die
Planung des Institutsgebäudes 1979 erstellt. Das Richtfest wurde 1983 gefeiert
und 1985 zogen schließlich u.a. die Psychologische Fakultät der LMU sowie die
Lehrbuchbibliothek des Studentenwerks in dem Gebäude ein. Der Schweinchenbau befindet
sich zwischen der 1970 errichteten LMU-Mensa im Westen und der 1971 eröffneten U-Bahnhaltestelle
Giselastraße im Osten an der
Stelle
des ehemaligen Prinz-Leopold-Palais. Das Wohndomizil des jüngeren Bruders
von Bayerns letztem König Ludwig III. wurde 1935 von den Nationalsozialisten
abgerissen, ein an dem Ort geplantes Jagdmuseum jedoch nie realisiert.
Bereits in seiner äußeren Erscheinung verweist der
Schweinchenbau auf die architektonische Postmoderne. Der ziemlich massive
Baukörper setzt bei einer moderaten Höhe mehr auf Breite und Tiefe. Erker,
Dachbalkone und stufig auslaufende Pylonen verleihen dem Gebäude eine eher
verspielte Ausstrahlung. Im Inneren setzt sich das Programm einer weniger
strengen, natürlicher wirkenden Moderne fort. Am deutlichsten wird das in der im
Kern des Gebäudes liegenden, fünf Etagen überspannenden Institutsbibliothek:
Eine trichterförmig nach Innen verlaufende Dachkonstruktion aus Glas und Stahl
versorgt die Bibliothek mit reichlich Tageslicht und läuft in eine baumstammähnliche,
begrünte Mittelsäule aus. Die ringsförmig angeordneten Leseetagen werden von
Arbeitsplätzen gesäumt, die vielen Bibliothekslesesälen zueigne
steril-monumentale Atmosphäre wird dadurch vermieden. Auch andernorts sorgen in
dem Institutsgebäude Dachgärten und Oberlichte für eine offene und kreative
Atmosphäre. Die große Bandbreite der in dem Haus abgebildeten Funktionen
(Hörsäle, Seminarräume, Gemeinschaftsflächen, Büros) wird durch eine
entsprechende Vielzahl an Raumformen wiedergespiegelt.
Der Schweinchenbau erscheint in keinem Architekturführer und
wird auch sonst nicht zu den architektonischen Meisterwerken in München
gezählt. Neben der Bestimmung als Zweckbau ist dafür sicherlich auch die Nähe
zur bislang nicht besonders geschätzten architektonischen Postmoderne
verantwortlich. Dennoch ist das Institutsgebäude ein exzellentes Beispiel für
das, was aufzuzeigen sich
münchen modern
zum Ziel gesetzt hat: Ein von seinen Nutzern und Anwohnern als alltäglich
wahrgenommenes Gebäude der 80er Jahre, das mit seinen Qualitäten gegenwärtigen
und künftigen Bauprojekten in München als willkommene Inspirationsquelle dienen
könnte.
Luftansicht des Schweinchenbaus bei Google Maps
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Fassadenansicht von der Leopoldstraße: Massiver Baukörper mit verspielten Details |
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Die Dachkonstruktion in der Institutsbibliothek |
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Das Innere der Institutsbibliothek - einer der schönsten Bibliotheksräume Münchens |
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Auch das Treppenhaus bietet Durchblicke auf das umgebende Schwabing |
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Typisch Achtziger: Ein Flur im Institutsgebäude |
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Kassettendecke, Oberlicht und charakteristische Lampen: Die Zeitungslesehalle |
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Dachgärten mit ungebenden Institutsräumen |
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Das Untergeschoss des Schweinchenbaus mit Aus/Eingang zur U-Bahn |
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