Freitag, 10. Januar 2014



Haderner Stern Fast 9 Jahre habe ich am Haderner Stern gewohnt und wäre nicht im Traum draufgekommen, dass ich einmal einen anerkennenden Beitrag zur Architektur der gleichnamigen Wohnsiedlung schreiben würde. Doch als ich vor einiger Zeit in einer Monographie über den Münchner Architekten Peter Lanz auf das Wohnensemble stieß, erwachte die Neugier, wieder einmal den Haderner Stern zu besuchen und einen frischen Blick auf die alte Wohnumgebung zu werfen.

Lenz stellt den Entwurf der Wohnanlage in dem Buch in einen Zusammenhang mit großen Ambitionen: Wohnungsbau sei immer eine Reaktion auf die Veränderungen in der Gesellschaft. Um das entsprechend umzusetzen, habe sich der Architekt ausführlich mit historischen Vorläufern – traditionellen „Mietskasernen“, aber auch den klassischen Wohnprojekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – beschäftigt. Für die 1972 bis 1976 entstandene, 60 Hektar große Siedlung in Kleinhadern wählte Lenz daher eine Trennung von Auto- und Fußgängerverkehr, eine vom 28 qm Appartement bis zur 200 qm großen Dachterrassenwohnung reichende Vielfalt an Wohnformen, ergänzt um Gastronomie, Geschäfte und Schule sowie verschiedene, zwischen den Hochhausflügeln gelegene öffentliche Räume.

Vieles davon ist von der Idee her ansprechend, allen voran der autofreie Kern des Haderner Sterns sowie die auf dem Dach des zentralen Supermarkt-Flachbaus verwirklichte Grünfläche. Doch hat sich vieles nicht so entwickelt, wie vom Architekten intendiert: Der Dachgarten ist schon seit langem nicht mehr öffentlich zugänglich, die als zu dunkel empfundenen Einkaufspassagen mussten aufwändig umgebaut werden und die Autofreiheit mündete in ein endloses, katakombenartiges Garagensystem.

Gut lässt der Haderner Stern so die Grenzen der Wohnutopien der 70er Jahre erkennen: Mit knapp 1.000 Wohnungen und rund 3.000 Bewohnern ist die Grenze zum Wohnmoloch fließend und stellte die Siedlung auch die zuständigen Lokalpolitikern regelmäßig vor anspruchsvolle Aufgaben. Aber der Wille zum großen Wurf ist in der Wohnanlage weiterhin erkennbar und unterscheidet den Haderner Stern auch von den gefällig-gesichtslosen Wohnprojekten unserer Tage.

Die drei, bis zu 12-stöckigen Hochhausflügel des Haderner Stern eröffnen einen zentralen öffentlichen Platz
Das Dach des zentralen Supermarkts in der Anlage ist mit einer Parklandschaft begrünt
Die auf den Dachgarten führenden Wendeltreppen sind allerdings bereits seit langem versperrt
Von den oberen Etagen der Wohntürme ergeben sich weite Aussichten auf München und das Umland
Zur Straße hin präsentiert sich der Haderner Stern eher von einer abweisenden Seite
Ein Farb- und Symbolkonzept hilft bei der Orientierung in der Wohnanlage
Die Autofreiheit wird durch eine weitläufige Tiefgarage kompensiert

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